Über DAKAR Produktion

„Mit ihren ausdrucksvollen Klappmaulpuppen haben sich Delia Dahinden, Anna Karger und Lukas Roth seit der Gründung von DAKAR Produktion im Jahr 2014 als feste Grösse in der Schweizer Figurentheaterszene etabliert.“

Ueli Burkhardt, Theater Ticino

An einem schönen Frühsommertag 2014 gründeten Anna Karger und Delia Dahinden mitten auf dem Zürichsee DAKAR – Produktion. Kurz darauf stiess Lukas Roth zu der Formation, die sich mit Herz und Seele dem Figurentheater verschrieben hat.

Im Juni 2015 feierte die erste Produktion „HIN IST HIN“ in Zürich im Theater Stadelhofen Premiere. Eine freie Bühnenadaption des Romans „Der ewige Spiesser“ von Ödön von Horváth. Das Stück stiess auf ein grossartiges Echo, wurde bereits an verschiedene Festivals eingeladen und gewann im November 2015 den ersten Preis der Jury an den Theatertagen Heidelberg.

Im November 2016 realisierten Anna Karger und Delia Dahinden zusammen mit dem Musiker Urs Sibold „ALF Arbeit, Liebe, Freizeit “ – eine szenische Lesung mit Puppen und Live Musik. Hintersinnige Texte genialer Autoren, lieblich-verstörende Klänge und todsichere Lebenstipps.

Im Juni 2017 erblickte die zweite grosse Produktion „MATTO REGIERT“ in Zürich im Theater Stadelhofen das Licht der Bühne. Wieder handelt es sich um eine freie Adaption einer literarischen Vorlage – „Matto regiert“, der dritte Wachtmeister Studer Roman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser. Glauser ist -wie schon Horváth- einer der Schriftsteller, die uns seit Jahren begleiten und deren Werk uns sehr am Herzen liegt. Auch diese Produktion stösst nach wie vor auf eine starke Resonanz und war seit Herbst 2017 an verschiedene Festivals und Theater eingeladen.

Am 28. September 2019 fand die Uraufführung unserer dritten Produktion  am internationalen Basler Figurentheater Festival BAFF! statt:  „MIT DER ZEIT MUSS MAN GEHEN ein Stück mit Puppen und Menschen“
Wieder beschritten wir neue Wege und entwickelten dieses Stück gemeinsam mit unserer Regisseurin Dorothee Metz, mit der Dramaturgin Gabriella Mojzes und mit dem Schweizer Dramatiker Dominik Busch auf der Basis eigener Recherchen. Entstanden ist ein schwebend surrealer, tragikomischer Abend über das Erben im materiellen wie auch im immateriellen Sinn.

Im September 2020 feierten wir trotz Corona – Einschränkungen im Theater STOK in Zürich die Uraufführung von „IM SYSTEM“ – eine inszenierte Lesung mit Puppen, Menschen und Live Musik frei nach der Erzählung „Es wird etwas geschehen“ von Heinrich Böll.

Im März 2022 kam unsere erste Produktion für Kinder im ThiK, Theater im Kornhaus Baden, zur Uraufführung. „SOKO SCHAFSKOPF ERMITTELT“ – ein scha(r)fsinniges Figurentheater zur Weltlage für Kinder ab 8 Jahren und alle anderen.

Am 13. August 2022 erblickte das Kurzstück „KLI-KLA-KLAPPERSTORCH“ am NordArt Festival in Stein am Rhein das Licht der Bühnenwelt, 25 naiv-philosophische Theaterminuten für Groß und Klein ab 5 Jahren.

Im November 2023 kamen wir mit der inszenierten Lesung „VOM RECHT,LEBENSUNTÜCHTIG ZU SEIN“ – 23 Szenen nach Erzählungen von Adelheid Duvanel – in der Bar und Buchhandlung Sphères in Zürich heraus. Eine Welt beherrscht durch das Grauen des Alltäglichen und der Humor kommt durch die Hintertür. 

Im September 2023 gastierten wir mit unseren neusten Format, der „PUPPENSPRECHSTUNDE„, während zwei Tagen am BAFF! – dem internationalen Figurentheater Festival, Basel – in unserem, zu einem mobilen Sprechzimmer umfunktionierten Tourbus, laden wir zum Gespräch ein und führen tiefsinnige, berührende, lustige und wundersame Gespräche mit unseren Gästen.

Am 5. Dezember 2024 laden wir zu Premiere von „AUF BÄUME KLETTERN“ ins Theater Stadelhofen Zürich ein. Ein Kammerspiel um Leben und Tod.

… es geht weiter und wir bleiben dran, denn es gibt viel zu tun und wir freuen uns darauf!


……. und hier eine filmische Praline für alle, die gerne einen Blick hinter die Kulissen werfen ……..

Making of aus den Proben zu MATTO REGIERT

God is in the Detail

von David Masu

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Mit allen Stücken sind wir in der Schweiz,  in Deutschland und in Österreich auf Tournee .


Helmut Pogerth über die Zusammenarbeit mit DAKAR Produktion (Intendant des Theater Stadelhofen bis 2017)

Was bewegte mich als Leiter des Theater Stadelhofen eine Koproduktion mit einer relativ unbekannten freien Gruppe und damit ein künstlerisches und wirtschaftliches Risiko einzugehen? Was machte dieses Risiko kalkulierbar? Warum also die Arbeit einer Gruppe über einige Jahre und hoffentlich nachhaltig unterstützen? Ich sage kurz und ohne den Anspruch auf Vollständigkeit und ohne dass die Reihenfolge etwas zu bedeuten hätte: Eigene Neugier auf das künstlerische Ergebnis, Sensibilität für die Begeisterungsfähigkeit der Künstler für einen bestimmten Stoff (die mich nur so ins Boot holen können), Vertrauen in das künstlerische und organisatorische Vermögen der Partner, die Abwägung von Chancen und Risiken, räumliche, finanzielle und personelle Ressourcen, Aktualität der aufgegriffenen Themen, Aussicht auf gute Unterhaltung. Und eine gute Erfahrung gleich zu Anfang der Zusammenarbeit ist hilfreich. Das alles sind zwar niemals Garanten für das Gelingen einer geplanten Theaterarbeit. Aber allemal eine brauchbare Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.
Das erste Mal kam Delia Dahinden mit einer Anfrage wegen Unterstützung ihrer künstlerischen Arbeit im Herbst 2012 auf uns zu. Ihr Projekt: Ein groteskes Kammerspiel zum Thema Familie. Bei der Vorstellung des Vorhabens hatte sie eine Reihe von halbfertigen, teils überlebens–grossen Figurenfragmenten im Gepäck. Und eine Menge Begeisterung für ihre Idee. Beides – die ungemein ausdrucksstarken und karikaturhaft überzeichneten Figuren und die Empathie für die Sache – waren überzeugend. Begeistert hat mich dann auch die kritische Nacharbeit der Ideengeberin und Initiatorin der Arbeit „En famille“, die Bereitschaft, das künstlerische Ergebnis zu reflektieren und daraus zu lernen. Gute Voraussetzungen, ein zweites Projekt zu fördern. Zumal das gesamte Inszenierungsteam von „hin ist hin“ – eine theatrale Collage, inspiriert von Texten von Ödön von Horváth (36 Stunden, Der ewige Spiesser) – gleichsam kollektiv fasziniert war von einem Stoff, der zeitlos ist und von brisanter politischer Aktualität. Regie sollte eine Puppenspielerin führen, Dorothee Metz, welche die theatralischen Möglichkeiten des Spiels mit der Theaterfigur virtuos beherrschte und die wundervoll gestalteten Figuren in der spielerischen Handhabung vervollkommnen konnte. Neben dem ins Auge gefassten speziellen Puppenspieltraining war die dramaturgische Begleitung der Inszenierungsarbeit von Anfang an (durch Gabi Mojzes) eine wichtige Neuerung. Es entstand denn auch eine rundum gelungene Arbeit , die im Repertoire der Gruppe einen festen Platz einnimmt und im In- und Ausland erfolgreich gespielt wird.

Never change a winning team: Als Delia Dahinden ihr drittes Gesuch an uns richtete, war es keine Frage, die Arbeit im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen. Obwohl zu Anfang, ich sage das frank und frei, auch Skepsis stand. Denn geplant war ein Kriminalstück nach Friedrich Glausers „Matto regiert“. Kann es gelingen, einen Autor, der Kult ist, und seinen faszinierenden Protagonisten, den Wachtmeister Studer, adäquat auf der Bühne in Szene zu setzen? Steht nicht die Erfahrung dagegen, dass die Bilder, die sich jeder Leser der Studer-Romane (oder anderer Klassiker) bereits im eigenen Kopf gemacht hat, so viel stärker sind, als das was auf der Bühne (oder auf der Leinwand) zu sehen ist? Kann die Visualisierung durch einen Dritten mit den eigenen Bildern mithalten? Oder etwas vergleichbar Faszinierendes ausstrahlen? Oder ist die Enttäuschung programmiert? Hinzu kam im Fall von „Matto regiert“, dass die Handlung des Romans verzwickt und sehr vielschichtig ist, verwirrende Haken schlägt und mit unerwarteten Wendungen aufwartet und überrascht. Ist das in nur einer guten Stunde auf der Bühne unterhaltsam zu realisieren?Andererseits: Was passt besser als das Spiel mit überzeichneten Theaterfiguren in die Atmosphäre der Ver-rücktheit und Surrealität einer geschlossenen Abteilung der Psychiatrie? Lassen sich die fremdartigen Eigenarten nicht aufs Überzeugendste gestalterisch und spielerisch mit Theaterpuppen nach aussen wenden und gleichsam verständlich übersetzen? Die befürchteten Schwierigkeiten stellten sich alle ein, insbesondere die Figur des Wachtmeister Studer – erdverbunden, immer zweifelnd, genau beobachtend, geduldig und abwartend, eher langsam und gründlich nachdenkend – war eine Herausforderung.
Aber die Gruppe arbeitete intensiv, kreativ und erfolgreich an Lösungen und Studer entwickelte sich im Zuge der Proben zu einem überzeugenden Gegenpol zu dem weltgewandten, charmanten, selbstbewussten und schillernden Chefarzt Dr. Laduner.
Mein Respekt gehört allen Beteiligten des Inszenierungsteams, das sich mit grosser künstlerischer Ernsthaftigkeit und Empathie dem Stoff zugewandt hat!